Walhaiforschung im Golf von Kalifornien
Walhaie sind imposante und friedliche Meeresbewohner. Im Golf von Kalifornien vor Mexiko gebären sie auch ihre Jungen. Aber durch verschiedene Einfllüsse von Fischerbooten bis hin zu unvorsichtigen Touristen werden sie gefährdet, oft sogar verletzt. Wie gut können ihre Wunden heilen? Und was wäre zu tun, um die Walhaie besser zu schützen? Dieser Frage widmet sich Emily von Hollen im Rahmen ihres Masterstudiums. Von der Stiftung wird sie dafür mit 2.500 Euro unterstützt.
Antragstellerin
Emily von Hollen
Masterstudentin an der Universität Bremen
und am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung
in Kooperation mit der Organisation Whale Shark Mexico
Projektbeschreibung
Der Golf von Kalifornien ist eine faszinierende und ökologisch wertvolle Region, die eine beeindruckende Biodiversität aufweist. Mit über 800 Fischarten, mehr als 4000 Invertebratenarten und vielen Meeressäugern bietet er eine Vielzahl von Lebensräumen, die für zahlreiche bedrohte Arten von entscheidender Bedeutung sind. Die geographische Vielfalt, die von tiefen hydrothermalen Quellen bis zu flacheren Küstengewässern reicht, spielt eine wichtige Rolle für die Stabilität der marinen Ökosysteme. Die Region ist dadurch auch einer der wenigen Orte weltweit, an dem sowohl Jungtiere als auch erwachsene, teils trächtige Walhai-Weibchen vorkommen. Über 1000 juvenile Individuen und mehr als 80 erwachsene Weibchen wurden bereits von Whaleshark Mexico in der Region dokumentiert.
Walhaie, insbesondere im Golf von Kalifornien, sind häufig Verletzungen ausgesetzt, die sowohl natürlich als auch durch anthropogenischen Aktivitäten wie Bootskollisionen, Fischereigeräte oder auch durch den zunehmenden Schnorchel-Tourismus verursacht werden. Diese Verletzungen können die Gesundheit und das Überleben der Tiere erheblich beeintraächtigen. Ziel des Projekts ist es, diese Verletzungen systematisch zu dokumentieren und die Heilungsprozesse zu analysieren, insbesondere in Hinsicht auf die Geschwindigkeit und Art der Regeneration von Verletzungen bei Walhaien.
Walhaie gehören zu den beeindruckendsten Tieren überhaupt mit großer Bedeutung für das Ökosystem Meer. Sie fressen überwiegend Plankton und fungieren so als "Staubsauger" im Ozean. Menschen können sich ihnen recht gut nähern, obwohl die Größenverhältnisse dies nicht unbedingt signalisieren.
Zur Identifikation eines Wahlhais wird mit GoPro-Kameras die linke Seite hinter den Kiemenöffnungen der Walhaie fotografiert. Jeder Walhai hat ein einzigartiges Muster. Datum, Uhrzeit und die geografische Position werden per GPS erfasst und dokumentiert. Die Gesamtlänge wird geschätzt, indem das Tier direkt gemessen oder das Boot parallel ausgerichtet wird. Die Höhe der ersten Rückenflosse wird mit einem markierten PVC-Rohr gemessen, das Geschlecht wird anhand der Myxopterygien/Klaspern bestimmt, und Verletzungen sowie Narben werden ebenfalls erfasst. Diese aktuellen Fotos ergänzen die aus dem langjährigen Monitoring-Programm bestehende Datenbank und ermöglichen es, neue Verletzungen zu dokumentieren und den Heilungsverlauf genau zu verfolgen.
Die Ergebnisse von Emily von Hollens Untersuchungen sollen nicht nur zur Grundlagenforschung beitragen, sondern auch konkrete Schutzmaßnahmen unterstützen. Dazu gehört die Anpassung bestehender Managementpläne, wie der Code of Conduct für den Schnorchel- und Tauch-Tourismus, Fischerei, sowie die Sensibilisierung lokaler Stakeholder. Langfristig sollen die Erkenntnisse des Projektes dazu beitragen gezielte Strategien zu entwickeln, um Verletzungen zu minimieren und die Heilung zu fördern. Durch forschungs- und evidenzbasierten Anpassungen können Verletzungsrisiken verringert und die Belastung der Tiere reduziert werden. Gleichzeitig trägt das Projekt zur weiteren Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung und der Tourismusindustrie bei, indem es die Bedeutung der Walhaie als Schlüsselart für das marine Ökosystem verdeutlicht. Langfristig wird das Projekt die Widerstandsfähigkeit mariner Ökosysteme gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels stärken. Die Bahía de La Paz und der Golf von Kalifornien, ein bedeutender Lebensraum und Ökosystem für Walhaie und andere bedrohten Arten, wird von den weiteren Schutzmaßnahmen direkt profitieren. Darüber hinaus könnten die gewonnenen Erkenntnisse als Modell für ähnliche Schutzprojekte weltweit dienen und zur globalen Biodiversitätsstrategie beitragen.