Kostengünstige und wassersparende Aquakultur
Das Ziel dieser von der Stiftung unterstützten Studie ist es, zwei Prinzipien der Aquakultur zu verbinden: die oft genutzte low-tech und kostengünstige Methode, mehrere Arten wie Fische und Algen zusammen zu züchten, und die aufwändigere Methode in größeren Anlagen, in der das Wasser im Kreislauf geführt wird. Am Ende soll ein marktfähiges und vor Ort - hier auf Sansibar - nutzbares System stehen. Die Stiftung hält diesen Ansatz insbesondere deshalb für förderwürdig, weil er mehrere bereits erforschte Vorgehensweisen zusammenführt und zu einem für die auf die Aquakultur angewiesenen Menschen in wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht optimiert. Sie unterstützt deshalb Markus Bernard mit 1.800 Euro.
Antragsteller
Markus Bernard
Masterstudent an der Universität Bremen
und am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung
betreut von Dr. Andreas Kunzmann,
Arbeitsgruppenleiter am ZMT für Experimentelle Aquakultur
Projektbeschreibung
Besonders die kleine "Hinterhof"-Aquakultur spielt in afrikanischen und asiatischen Ländern eine wichtige Rolle. Eine Art der Aquakultur, wie sie häufig in Südostasien angewandt wird, ist die integrierte multitrophische Aquakultur, bei der verschiedene Arten zusammen gehalten werden und die Abfälle der einen als Nahrung/Nährstoffquelle für die andere Art genutzt werden. Damit kann sowohl Wasser als auch Futter gespart werden.
Eine andere, deutlich neuere Methode der Aquakultur ist die rezirkuliernde Aquakultur, kurz RAS. Hierbei wird das Wasser im Becken nicht ständig ausgetauscht, sondern über mehrere Filter und Wasseraufbereitungssysteme gereinigt, um wiederverwendet werden zu können. So kann eine Wassereinsparung bis zu ca. 99% erzielt werden. Diese Systeme sind jedoch oft sehr teuer und erfordern ein hohes Maß an technischer Ausstattung.
Das Ziel dieser Studie ist die beiden oben genannten Prinzipien der Aquakultur zu verbinden und in einem low-tech und kostengüstigen Ansatz marktfähig zu machen. Die Studie findet auf Sansibar, Tansania, statt, da hier genau solche Systeme gebraucht werden, bzw. bereits an solchen geforscht wurde. Als Basis für die Studie wird ein zuvor von der Aquakultur-Arbeitsgruppe des ZMT entwickeltes System verwendet und verbessert. Ursprünglich wurden als Arten der im Indopazifik vorkommende Milchfisch, Seegurken und Halophyten (Salzpflanzen) benutzt. Milchfische sind in vielen indopazifischen Ländern die meist produzierte Art und dienen Millionen von Menschen als essentielle Proteinquelle. Die Seegurken werden besonders im asiatischen Raum oft als Delikatesse angeboten und erzielen so gute Marktpreise. Halophyten, das sind salzwasser-liebende Pflanzen wie der an der Nordsee vorkommende Queller, gewannen in den letzten Jahren stark an Bedeutung, da besonders gute Filterfunktionen der Pflanzen aber auch außerordentlich gute Nährstoffwerte beobachtet wurden. Jedoch gibt es in vielen Entwicklungsländern heute noch keinen Markt für solche Pflanzen, weshalb sie für viele Bauern unattraktiv sind.
Aus diesem Grund zielt diese Studie darauf ab, das System statt mit Halophyten mit in Sansibar natürlich vorkommendem Seegras zu betreiben und die Leistungsfähigkeit des Systems mit beiden Pflanzenarten zu vergleichen. Für Seegras gibt es bereits einen etablierten Markt, sowohl lokal als auch international. Es ist dadurch attraktiver für die lokalen Bauern. Zusätzlich soll das ganze System noch einmal überarbeitet werden und die Produktivität steigern. Mit Hilfe der Studie soll gezeigt werden, dass Seegras eine ebenso gute Filterfunktion wie die Halophyten hat und in einem kostengüstigen Aquakultursystem eingesetzt werden kann.
Warum diese Studie?
Die Masterarbeit von Markus Bernard zielt darauf ab, mehrere Aspekte der Nachhaltigkeit und des Ressourcenschutzes anzugehen. Ein Hauptpunkt und der Hauptvorteil des Aquakultursystems ist die Wassereinsparung. Besonders in tropischen und subtropischen Regionen, in denen häufig ein Wassermangel herrscht, kann eine Wassereinsparung von bis zu 99% von großer Bedeutung sein. Zusätzlich wird die Menge an Abwasser drastisch gesenkt. Somit gelangen weniger Schadstoffe in die Umwelt. Ein weiterer Vorteil der Aquakultur, weswegen sie auch in den letzten Jahrzehnten immer wichtiger wurde, ist die Bereitstellung von Proteinquellen, ohne Wildbestände reduzieren zu müssen. Die globale Fischerei hat in den letzten 50 Jahren dafür gesorgt, dass ca. 34% aller Fischbestände überfischt wurden. Zusätzlich sind die Umwelteinflüsse und Verschmutzung, die von der Fischereiindustrie ausgehen, verheerend für viele Ökosysteme. Mit Hilfe von Aquakultur können eine große Menge Fisch und andere Nahrungsquellen produziert und somit die Menge an Wildfang redziert werden.
Somit trägt Aquakultur lokal zu Wassereinsparung und weniger Umweltverschmutzung bei, aber auch global zu weniger Druck auf Fischerei, was dem Arten- und Umweltschutz zugute kommt.
Ein weiteres Ziel dieser Studie ist es, das System so zu entwickeln, dass auch lokale Bauern mit geringem Kapital eine nachhaltige Aquakultur betreiben können. Die produzierten Fische und Pflanzen können als Nahrungsquelle für die Familie selbst verwendet oder auf dem Markt verkauft werden. Besonders aber die Seegurken können auf dem Markt gute Preise erzielen, da sie häufig in Asien als Delikatesse gegessen werden. So kann ein Bauer gleichzeitig Nahrung für sich und seine Familie und wertvolle Produkte für den Markt produzieren, und dabei möglichst nachhaltig.
Somit beinhaltet diese Studie mindestens vier der United Nations Sustainable Development Goals, 1: keine Armut, 2: kein Hunger, 12: nachhaltige/r Konsum und Produktion, 14: Leben unter Wasser.