Analyse verschiedener Formen künstlicher Riffe
Antragstellende
Isabell Jasmin Kittel (Mitte)
Emmanuella Orero Rubio (links)
Naomi Taylor (rechts)
Masterstudierende am ISATEC (International Studies in Aquatic Tropical Ecology) der Universität Bremen, Fachbereich 2 - Biologie/Chemie
http://www.uni-bremen.de/en/isatec
in Verbindung mit dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) und dem Center for Oceanic Research and Education, South East Asia (COREsea)
Die KELLNER & STOLL - STIFTUNG hält die Forschungen für einen verheißungsvollen Ansatz, um einen Beitrag zur Wiederbelebung oder zum Wiederaufbau wertvoller Ökosysteme mit Korallenriffen zu leisten. Sie fördert deshalb das Vorhaben der drei Studierenden mit insgesamt 1.800 EURO.
Isabell Kittel berichtete regelmäßig in einem bekannten Blog über den Stand der Forschungsarbeiten:
http://www.unterwasser.de/wissen/stories/wissen-schaffen-in-thailand/
Projektbeschreibung
Korallenriffe sind faszinierend und bieten einen unschätzbar wertvollen Lebensraum für ca. 25% aller marinen Lebewesen. Sie spielen eine überlebenswichtige Rolle in der Ernährung der lokalen Bevölkerung, sind unersetzlich im Küstenschutz, und nebenbei vielerorts ein starker Devisenbringer für den Tourismus. Die ökologischen und ökonomischen Leistungen von Korallenriffen werden weltweit mittlerweile mit 130 Milliarden Euro beziffert. Aufgrund globaler und lokaler Stressfaktoren sind diese empfindlichen Ökosysteme jedoch überall in akuter Gefahr: 30% der Korallenriffe sind bereits verloren und von den verbleibenden Riffsystemen sind etwa 40% vom Absterben bedroht.
Im Golf von Thailand herrscht seit 1970 ein Rückgang der Fischbestände und Korallenriffe. Im Jahre 2007 waren 50% der Korallenriffe bedroht.
Um den Verlust der natürlichen Riffe durch Überfischung und Überdüngung (Abwässer) zu kompensieren, werden weltweit seit einigen Jahrzehnten künstliche Riffe genutzt, um neue Lebensräume und Rückzugsgebiete für Riffbewohner und Fische zu schaffen.
Im September 2013 wurden rundum die Insel Koh Phangan im Golf von Thailand elf künstliche Riffstrukturen, bestehend aus Zement und Metall versenkt. Ziel dieser Riffe ist die Bereitstellung von künstlichem Substrat für Fisch- und Korallenpopulationen.
Nach zwei Jahren überprüfen die drei Studierenden nun, ob die künstlichen Strukturen tatsächlich ein Refugium und eine Produktionsstätte für Korallenriffbewohner darstellen und ob diese ähnliche Ökosystemdienstleistungen bereitstellen wie natürliche Riffe in der Umgebung.
Die künstlichen Riffe, um die es in diesem Projekt geht, unterscheiden sich von dem, was man bereits seit längerem kennt (Schiffswracks z.B.), durch ihre variablere Struktur, die mehr Rückzugs- und im wahrsten Sinn des Wortes Anknüpfungspunkte bietet.
Die Abbildung rechs zeigt unter a) eine Zement- und unter b) eine Metallstruktur.
Zur wissenschaftlichen Analyse des Nutzens der Riffe werden drei Metallwürfel-Riffe mit drei Zementwürfel-Riffen und drei natürlichen Riffen untereinander verglichen. Dabei werden die drei Studierenden Basisdaten erheben zur Biodiversitäts-, Produktions- und Filtrationswertschöpfung sowie eine Analyse der sozial realisierten Wertschöpfung durchführen.
Die Untersuchungen sollen zeigen, ob die künstlichen Riffe für die Korallenriffgemeinschaften einen effektiven Produktions- und Rückzugsort darstellen und ob ihre Ökosystemdienstleistungen einen wertvollen Beitrag für die lokale Bevölkerung jetziger und künftiger Generationen bilden können.
Sie sind Teil einer Pilotstudie, die bisher weder in Thailand noch an anderen Standorten durchgeführt wurde. Das Projekt betritt insofern wissenschaftliches Neuland.
Mit den Ergebnissen kann das vor Ort ansässige wissenschaftliche Institut COREsea der thailändischen Regierung bei der weiteren Entwicklung und Aufstellung von künstlichen Riffen beratend zur Seite stehen. Sowohl die Gestaltung als auch die Positionierung sollten durch unsere Ergebnisse optimiert werden können. Die Ergebnisse können in Zukunft den Erfolg von künstlichen angelegten Riffen bei der Rettung natürlicher Korallenriffökosystemen erhöhen. Außerdem kann die Wertschöpfung für die lokale Bevölkerung verbessert werden.
Die beiden Fotos von Stefan Follows, die wir hier veröffentlichen dürfen, zeigen einmal ein Zementriff kurz nach der Versenkung mit recht wenig Population und ein Metallriff, nachdem es bereits seit einiger Zeit im Wasser verweilt hat.