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Perspektiven eröffnen .... Nachhaltigkeit als Verpflichtung
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Auch Kinder sollen mitsprechen in Indonesien

Kinder und ihre Sichtweise auf die Dinge werden bei anspruchsvollen Forschungsprojekten oft vergessen. In diesem soll es anders werden. Die Postdoktorandin Dr. Connie Kwong vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung möchte Kindern eine Stimme verleihen und wissen, wie sie auf die mit dem zunehmenden Tourismus einher gehende Abwasserproblematik - hier auf der Insel Lombok - blicken. Um sie dabei zu unterstützen, fördert die Stiftung diesen Ansatz mit 1.150 Euro.

Antragstellerin

CKWONGDr. Yim Ming Connie Kwong

Postdoktorandin

am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung

Projektbeschreibung

Das Projekt zielt darauf ab, den Einfluss der Auswirkungen der Tourismusentwicklung und der bestehenden Arbeit von Umwelt-NGOs auf die Wahrnehmung des Meeres durch Kinder zu untersuchen und zu vergleichen. TransTourism ist ein vom BMBF für fünf Jahre finanziertes Vorhaben, das darauf ausgerichtet ist, mit tropischen Küstengemeinden zusammenzuarbeiten, um die Herausforderungen zu lösen, die sich aus den durch den Tourismus verursachten Problemen wie z. B. die wachsende Menge an Abwässern ergeben. Gili Trawangan (GT), Indonesien, eine kleine Insel vor Lombok, wird jährlich von einer Million Touristen besucht. Intakte Meeresökosysteme sind für die Besucher:innen von großer Bedeutung. Die Verschmutzung durch Abwässer hat eindeutig negative Auswirkungen auf die Meeresökosysteme. Festzustellen sind z. B. eine abnehmende Korallenverkalkung und eine geringere Anzahl von Rifffischen.

In der KlasseIn dem Projekt werden verschiedene Arten von Informationen gesammelt und den wichtigsten Interessenvertreter:innen und Entscheidungsträger:innen im Rahmen eines Workshops vorgestellt, bei dem sie über ihre Meinung zu den beschriebenen Sacherhalten und über Maßnahmen zum Abwassermanagement diskutieren werden.

Ein Zeichenworkshop mit Kindern ist eine der Methoden, um besser zu verstehen, wie die Interessengruppen den aktuellen Zustand der Meeresumwelt wahrnehmen und wie sie sich den zukünftigen Zustand vorstellen. Die junge Generation wurde lange Zeit als eine Gruppe von Interessenvertreter:innen vernachlässigt, obwohl sie für die zukünftige und nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen von großer Bedeutung ist.

Aufgrund der geografischen Gegebenheiten ist das Alltagsleben der Kinder auf ihre Insel beschränkt. Das Meer kann als Freizeitraum für die  Kinder dienen, wird jedoch für touristische Aktivitäten mitbenutzt. Die von den Kindern auf Gili Trawangan angefertigten Zeichnungen haben gezeigt, dass sie sich einen schöneren Strand und ein schöneres Meer mit mehr Tieren wünschen. Einige Schülerinnen zeichneten auch das Müllproblem im Meer.

Die ergänzenden Zeichenworkshops werden mit einheimischen Schulkindern im Alter von 8-13 Jahren in Lombok durchgeführt. Jedes Kind erhält das gleiche Zeichenmaterial: eine Packung mit 12 Buntstiften, einen Spitzer, einen Radiergummi und einen Bleistift. Sie werden zwei Zeichnungen anfertigen: "Was siehst du jetzt im Meer?" und "Was möchtest du in 5 Jahren im Meer sehen / tun?". Nach dem Zeichnen wird ein kurzes Einzelinterview geführt, in dem die Teilnehmenden zu jedem Punkt auf den Zeichnungen befragt werden.

Obwohl dieses Projekt keine direkten Daten zu den Auswirkungen von Abwasser auf die Meeresökosysteme oder zum Abwassermanagement liefert, stellt es eine Reihe von Daten bereit, die in der zweiten Phase der Feldarbeit  für die Diskussion und Entscheidungsfindung der Interessengruppen genutzt werden können. Aus den auf der kleineren Insel gesammelten Zeichnungen geht hervor, dass das Meer und die Strände die Spielplätze der Schulkinder sind, weshalb sie sich eine schönere Insel mit mehr Tieren im Meer und saubereren Stränden wünschen. Obwohl die Zeichnungen nicht explizit Abwasser darstellen, sind sie eine wichtige und aussagekräftige Informationsquelle mit starken Auswirkungen auf die künftige Entwicklung des Tourismus und den Umgang mit den Auswirkungen auf die Meeresumwelt durch ein Abwassermanagement, da die Zeichnungen die Erwartungen ansprechen, wie das Meer und die Küste aussehen sollten oder aussehen werden. Der Vergleich der Wahrnehmung des Meeres durch die Kinder auf den beiden Inseln mit unterschiedlichem Grad der touristischen Entwicklung und der Intervention von NGOs stärkt die für den Stakeholder-Workshop bereitgestellten Informationen. Dadurch kann auch die Rolle der NGOs bei ihren derzeitigen Bemühungen um die Wiederherstellung der Korallen und einer Verbesserung der Abfallwirtschaft im Hinblick auf eine nachhaltige Zukunft der Insel anerkannt werden. Ähnliches gilt für ihre Rolle bei dem Problem der Abwasserwirtschaft. Indem die Stimmen der Kinder einbezogen werden, werden die Entscheidungen für eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus und die Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen der Insel umfassender sein. Im weiteren Sinne bezieht dieses Projekt junge Menschen vor Ort in die Koproduktion und den Austausch von Wissen ein. Es wird davon ausgegangen, dass dies zu einer nachhaltigen Entwicklung des Engagements der lokalen Gemeinschaft beitragen wird.

Die Stiftung ist mit ihrer Förderung hier eingesprungen, weil in dem ursprünglichen Plan des Vorhabens die Berücksichtigung der Kinder nicht vorgesehen war und deshalb dafür keine finanziellen Mittel bereitstehen.