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Perspektiven eröffnen .... Nachhaltigkeit als Verpflichtung
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Garnelenzucht in Aquakulturen in Vietnam

Garnelenzucht findet in Vietnam oft unter ökologisch fragwürdigen Bedingungen statt. Doch es gibt Möglichkeiten, die Umweltbelastung zu reduzieren, z. B. durch die Mitzucht von Algen oder Gemüse. So lässt sich nicht nur das Geschäft mit den Meeresfrüchten, das für die Bevölkerung existenziell ist, aufrecht erhalten, sondern sogar noch ein Zusatznutzen erzeugen, wobei die Ausscheidungen der einen als Dünger für die anderen dienen. Die Einträge in das Meer können dadurch deutlich weniger schadstoffbelastet sein und die drohende Eutrophierung verhindern, zumindest aber verringern. Diesen Fragen geht ein Bachelorstudent aus Bremen mit einer Kommilitonin nach. Die Stiftung unterstützt Anton Bosse mit 2.000 Euro. Ziel sind nicht nur, Verbesserungen in der Aquakultur zu entwickeln, sondern die Voraussetzungen für ein größeres Projekt in Kooperation mit den Verantwortlichen vor Ort zu schaffen.

Antragsteller

Anton Bosse

Bachelorstudent

Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung und
Universität Bremen

Kooperation mit der Công Ty Cổ Phần Donkey Marine Agriculture

Projektbeschreibung

Das Projekt zielt darauf ab, nachhaltige, umweltfreundliche und ökonomisch tragfähige Ansätze für die Garnelen-Aquakultur zu identifizieren. Dabei wird das Potenzial von Nährstoffnutzung und Bioremediation in Polykultur-Designs analysiert. Zusätzlich erfolgt eine Bewertung der Produktivität. Aquakulturen sind gerade in Vietnam von großer sozialer, ökonomischer und ökologischer Bedeutung. Sie leisten einen Beitrag zur globalen Ernährungssicherheit, indem sie die Produktion von Nahrungsmitteln auch auf unfruchtbaren und anderweitig nicht nutzbaren Flächen ermöglichen. Mit zunehmenden klimatischen Bedrohungen wie der fortschreitender Degradation von großen Kulturgebieten gewinnen alternative Anbaumethoden an Relevanz.
Wenn hohe Nährstoffkonzentrationen aus Aquakulturen ins Meer gelangen, bedeutet das eine Gefährdung für marine und terrestrische Ökosysteme. Der verstärkte Eintrag von Stickstoff und Phosphor fördert das übermäßige Wachstum von Makro- und Mikroalgen. Durch Eutrophierung herbeigeführte Algenblüten sind ein enormer Stressor für marine Ökosysteme. Durch Licht- und Sauerstoffmangel sowie giftige Substanzen sind Eutrophierungsereignisse für viele Meeresorganismen lebensfeindlich und führen oft zu Massensterben. Darüber hinaus tragen anoxische Zonen zur Freisetzung klimaschädlicher Gase wie Methan bei. Diese Emissionen haben nicht nur lokale, sondern auch globale Auswirkungen.
Zur Minderung dieser Problematik ist eine Anpassung der Kulturmethoden erforderlich, um die Nährstoffbelastung signifikant zu reduzieren. In dem zur Untersuchung anstehenden System setzt Anton Bosse auf die Integration von Algen als effiziente Nährstoffaufnehmer und die Kultivierung von Garnelen in geringer Dichte.

Integrierte Aquakultur-Ansätze oder Co-Kulturen, bei denen Organismen zusammen kultiviert werden und so von natürlichen Prozessen einer Lebensgemeinschaft profitieren, stellen vielversprechende Lösungen dar. Umweltbelastungen können reduziert werden, indem Algen gefährliche Ammonium-, Nitrat- und Phosphatkonzentrationen in Abwässern reduzieren und die Ausbreitung von Krankheiten hemmen.
Da integrierte Aquakultur dazu beitragen kann, Nährstoffeinträge zu vermeiden, das ökologische Gleichgewicht und die Gesundheit mariner Ökosysteme wiederherzustellen, die Auswirkungen auf das globale Klima zu minimieren und eine langfristige Lösung für die umweltfreundliche Nutzung von Meeresressourcen zu schaffen, ist die Entwicklung und Implementierung nachhaltiger Aquakultursysteme von zentraler Bedeutung. Die Einführung solcher nachhaltigen multitrophischen Co-Kulturen erfordert eine detaillierte Untersuchung spezifischer Anforderungen der kultivierten Organismen und deren Interaktionen, da unterschiedliche Ansprüche an Wasserqualität, Lichtintensität und andere Umweltfaktoren die gemeinsame Kultivierung beeinflussen.
Die Forschung an nachhaltigen Aquakultursystemen verfolgt das Ziel, Umweltschutz zu gewährleisten, die Resilienz der Kulturen zu stärken, Ressourcen durch deren effiziente Nutzung zu schonen und gleichzeitig lokale Wirtschaftszweige zu unterstützen.
Monokulturen sind häufig anfällig für Krankheiten und Stressoren, die sich schnell und flächendeckend ausbreiten können. Der Entwurf einer multitrophischen Aquakultur, wie Anton Bosse sie mit seinen Partnern in Vietnam, lokalen Farmern, Betreuern und einer Kommilitonin plant, bietet ein erhebliches Potenzial zur Steigerung der Resilienz der Systeme.
Auch aus ökonomischer Perspektive bietet die Diversifizierung der Kulturmethode zusätzliche Sicherheit für lokale Farmer. Angesichts zunehmender Intensität von Extremwettereignissen, verursacht durch den Klimawandel, wird in Zukunft die Resilienz an Bedeutung gewinnen.
Die effiziente Nutzung von Ressourcen wie Nährstoffen, Licht und Platz ist ein zentraler Aspekt der Studie. Durch Nährstoffkreisläufe wird der Einsatz von zusätzlichem Dünger überflüssig, und die Nährstoffe in den Abwässern werden reduziert. Auch eine optimale Landnutzung wird betrachtet. Flächen für die Nahrungsmittelproduktion sind begrenzt und die Erschließung neuer Flächen, sofern noch vorhanden, bedeutet den Verlust des Lebensraumes vieler Arten. In einem anwendungsorientierten Versuchsaufbau geht es darum, den genutzten Raum so effizient wie möglich zu gestalten.
Die Ergebnisse sollen publiziert, um die Weiterentwicklung nachhaltiger Aquakultur weltweit zu unterstützen.